Eine ganz besondere Herzensangelegenheit
Die diesjährige World Rowing Masters Regatta fand auf dem Victoria See, Gauteng, im Naturschutzgebiet Roodeplaat Dam, etwa 20km von Tshjwane (Pretoria) statt. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Welt-Ruder-Event unter dem Himmel von Afrika stattfand.
Es war zu spüren, dass die Organisatoren sich auch deshalb besonders viel Mühe gegeben haben, einen positiven Eindruck bei allen ausländischen Gästen zu hinterlassen.
Mein persönlicher Eindruck ist jedenfalls: das ist rundum gelungen!
Mario, Detlef und ich haben den SVE bei diesem großartigen Ruderevent gut vertreten. Mario als Tourist und Unterstützer, Detlef und ich als Aktive im Achter Männer AK F. Detlef ist auch noch im Einer AK F gestartet, genauso wie der ehemalige Trainer beim SVE Manfred Stecker in der AK G, der auch im Achter saß. Außerdem war auch Detlef sein Sohn Fabrice als Tourist und Unterstützer dabei.
Über das einzige Training in der Originalbesetzung unseres Achters habe ich schon im Bericht https://sv-energie-berlin.de/mit-voller-energie-vom-touristen-zum-master/
informiert. Wenn man nach über 40 Jahren wieder mit den selben Freunden vom ehemaligen SC Dynamo Berlin und einem vom SC Berlin Grünau (Tobi) in einem Rennboot sitzt und sich zur Teilnahme an der World Rowing Masters Regatta entschieden hat, dann ist das allein schon ein Event, dass Emotionen bei allen Beteiligten hervorruft. Gesteuert hat uns Pamela Krawczyk vom SCBK.
Auch ich selbst habe natürlich mit sehr viel Freude und positiven Gefühlen gerechnet, aber was dann wirklich nach dem Rennen in mir vorging, hat mich doch zeitweilig echt überfordert. Macht es eigentlich immer noch, weil ich auch mit etwas Abstand keine Worte finde, die für eine Beschreibung taugen würden...
Aber der Reihe nach:
Wegen der besonderen Randbedingungen, die schon im o.g. Beitrag erwähnt werden, hat die Mannschaft noch vor dem Abschlusstraining in Berlin das Motto „Erlebnis geht vor Ergebnis“ für die Renntaktik kreiert. Insbesondere meine Bitte, Rücksicht auf mein Herzproblem zu nehmen und nicht zu hochfrequent zu rudern, hat die übrige Mannschaft sofort respektiert. Auch deshalb hat die Überschrift eine doppelte Bedeutung...
Am 20.September haben ein kurzes Training durchgeführt.
Wir haben unser Boot vom Bootsverleiher übergeben bekommen. Wie der Vierer mit Stm (Bütti, Tobi, Heiko, Andreas, Pam) zuvor, war auch unser Achter nicht das bestellte Boot und somit zu leicht für uns „schwere Jungs“. Wir haben gleich als Erstes mal die Ausleger auf maximale Höhe getrimmt. Damit kamen wir dann gut zurecht. Etwa 4,5 km sind wir nur gerudert.
Am 22. September ging es dann zum Start. Der erfolgte pünktlich um 8:51 Uhr (keine Differenz zu unserer MESZ) bei idealen Bedingungen - fast Windstille. Die Post ging ab wie früher, nur dass – gar nicht nicht wie früher – es eine klassische Start-Ziel-Niederlage wurde.
Einen besonderen Film vom Rennen in ganzer Schönheit hat Fabrice (Detlefs Sohn) mit spezieller Aufnahmetechnik erstellt. Super Idee und danke auch dafür!!
Etwas Spannung muss schon sein: Der Start erfolgt etwa nach 15 Sek...
Ist doch eine tolle Perspektive, oder?
Nach den Startschlägen (mit etwa 38/min) sind wir eine 34er Frequenz gefahren, die konnte ich zwar gut „mithalten“ aber ab 450m nur noch ohne Kraft („wie Flasche leer“...). Im Ziel hatten wir 19 Sek hinter dem Ersten und 9 Sek zum Vierten. Im Vergleich zu anderen Rennen sind wir somit aber sogar fast „Dran geblieben“...
Ich war überglücklich, dass ich das Ziel erreicht habe. Nach dem Anlegen haben wir uns wie nach einem Sieg umarmt und uns versichert, dass dieses Rennen ein tolles Erlebnis war und doch auch Spaß gemacht hat. Es war keiner von uns enttäuscht, weil Niemand wirklich ein anderes Ergebnis erwartet hat.
Männer: Ich bin euch soooo dankbar !!!
Genaugenommen haben wir unser Ziel also doch erreicht!
Motivation und Ambitionen von Jedem aus dem Achter war eben grundsätzlich anders als die unserer erfolgreichen Masters im Verein. Deshalb waren wir aber keineswegs weniger glücklich!
Beide AndreAsse aus der 8er-Mannschaft sind ehemalige Zweier ohne Partner von mir. Einer von Ihnen hat mir nach dem Rennen gesagt, dass für ihn dieses Erlebnis „eins für immer sein“ wird und das Ergebnis für ihn ebenfalls überhaupt keine Rolle spielt. Das hat mich schon sehr sehr gerührt, weil ich damit nicht gerechnet habe und ich auch sehr viel Anerkennung und Respekt für mich persönlich rausgehört habe. In diesem Moment fehlten mir fast die Worte. Ich konnte nur antworten: „mir geht’s genauso“. Das sollte an diesem Tag nicht das einzige Mal sein, dass ich einen Kloß im Hals hatte...
Der Vollständigkeit halber hier noch die Ergebnisse der weiteren Rennen der Achtercrecks:
- D1x Manne (AK G) zweiter Platz
- D1x Detlef (AK F) dritter Platz
- Für den R4+ waren die Gegner zu stark, wie auch im R4- (Heiko, Andreas, Matthias Schumann -auch EX-Dynamo - und Lukasz vom RGW)
Aus Berlin waren aber auch noch die Frauen vom RV Empor (Ines Deutschland und Sabine Gundlach) und RGG (Silvia Kietzer und Andrea Boelen) am Start. Sie waren super erfolgreich:
Sie gewannen im R4- und R4+ sowie im D4-. Im R4+ hat Pam aus unserem Achter gesteuert. So hat sie doch noch ihre Medaille ersteuert...
Am Sonntag sind sie auch noch im Mixed-Achter mit Holger Dettmann (RGW) und Matthias Schumann in einer internationalen Renngemeinschaft zweiter geworden.
Die Frauen betreute Jan, der Mann von Sabine, auch ein Ex-Dynamo!!. Wir Männer haben die Frauen natürlich lautstark und mit Winkelementen angefeuert, was diese sehr gefreut hat.
Das musste ja auch dem Regattasprecher auffallen, so dass er mich prompt um ein Interview gebeten hat.
Zum Glück war Mario in der Nähe, der es aufgenommen hat. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob ich seine Fragen beantwortet habe, aber wer macht das schon heutzutage..
Das Feiern der der Siege und unseres gemeinsamen Erlebnisses machte natürlich um so mehr Spaß.
Die vollständigen Ergebnisse sind unter
https://www.regattacentral.com/regatta/results2/eventResults.jsp?job_id=8281&event_id=85
zu suchen (Unser Achter Rennen ist zu sehen, Auswahl anderer Rennen mit „Select Event").
Viele herrliche Fotos wurden von mehreren Profis unter
https://brand.rmb.co.za/d/QBU3QDpwxDZm/world-masters und
https://worldrowing.com/galleries/
eingestellt. Die selbst gemachten sind in der Galerie
auszugsweise zu sehen.
Auch das Autofahren in Südafrika ist mit einigen Erlebnissen verbunden, nicht nur wegen dem Linksverkehr. Insbesondere im Dunkeln. Vielen Dank deshalb an dieser Stelle an Mario, der mich immer sicher gefahren hat.
Eine kritische Anmerkung muss ich aber leider machen:
Die Gepflogenheiten der Bootsverleiher sind schon sehr ärgerlich. Es gibt weder eine Erstattung noch einen Rabatt wenn falsche Boote bereitgestellt werden. Man kann sich als Sportler nur entscheiden, ob man auf den Start verzichtet, oder mit dem falschen Gerät seinen Zielen hinterher fährt. Dass ist in meinen Augen Erpressung.
Wie Sabine mir sagte, ist dass wohl leider bei allen Bootsverleihern üblich bei solchen großen Veranstaltungen. Es bleibt zu hoffen, dass sich daran bald was ändert. Vielleicht schon in Brandenburg 2024.
Sportliche Grüße von Wolle