Pierre-Auguste Renoir (1841 – 1919) war einer der bedeutendsten französischen Maler des Impressionismus. Nach 1881 wandte er sich jedoch vom impressionistischen Malstil ab.

Bereits früh in seiner Malerkarriere bevorzugte er – angeregt u.a. durch Courbet und Monet – das Malen nach dem realen Leben und dem Modell, besonders im Freien, was damals durchaus nicht selbstverständlich war. Seine Erfahrungen im Freien wirkten sich auch auf seine Atelierbilder aus.

Typisch für Renoirs lichte und farbige Malweise sind die Frische, Leichtigkeit und Natürlichkeit seiner Bilder. Er liebte es, gesellschaftliche Anlässe darzustellen und Lebensfreude in Bilder umzusetzen. Zu solchen Motiven gehörten bevorzugt Landpartien und Bootsausflüge, die zu jener Zeit sehr populär wurden. Von den letzteren möchten wir drei Bilder vorstellen.

„Ruderer in Chatou“ (1879)

Die kleine Seine-Insel Chatou, zehn Kilometer westlich des Zentrums von Paris, war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel der Pariser und ein wahres Paradies für Bootsfahrten. Die Maler Auguste Renoir, Edgar Degas und Gustave Caillebotte trafen sich dort oft im Ausflugslokal „Maison Fournaise“, wo sie viel Zeit miteinander verbrachten, entlang der Seine spazieren gingen und malten. So manches ihrer Gemälde wurde durch diese Insel inspiriert, die heute den Namen Île des Impressionistes (Insel der Impressionisten) trägt.

Renoirs Bild zeigt uns einen Bootsausflug mit Freunden, eine beinahe ungebrochene Idylle. Lediglich der Lastkahn im Hintergrund erinnert an die andere Realität des Industriezeitalters. Renoir schildert hier einen Nachmittag aus seinem eigenen Leben: Den Maler Gustave Caillebotte, seinen eigenen Bruder Edmond und Aline Charigot, seine spätere Ehefrau, gibt er am Ufer der Seine wieder. Der bewegte impressionistische Pinselstrich verleiht dem Gemälde eine heitere Leichtigkeit. Es hängt in der National Gallery of Art in Washington, D.C.

„Das Ruderboot“ (1875)

Wir blicken hier möglicherweise auf die Seine in der Nähe von Chatou, obwohl die genaue Stelle nicht identifiziert wurde. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Renoir eher daran interessiert war, ein allgemeines Bild von einem Sommertag auf dem Fluss zu malen, als eine genaue topografische Aufzeichnung zu geben. Das heitere und sonnendurchflutete Bild von Stadtbewohnern, die sich am Stadtrand von Paris entspannen, ist typisch für die Bildsprache, die den Impressionismus prägt. Bootfahren war ein beliebtes Thema, und Renoir zeigt typische impressionistische Motive wie das Ruderboot selbst, ein Segelboot, eine Villa am Flussufer und eine Eisenbahnbrücke. Die Ankunft eines Dampfzuges aus Paris im Hintergrund unterstreicht die gute Erreichbarkeit der Landschaft.

Das Bild gehört der National Gallery in London.

„Das Frühstück der Ruderer“ (1880-81)

Das Bild zeigt ein Gruppenporträt der Freunde des Malers auf der Terrasse des bereits erwähnten „Maison Fournaise“ in Chatou. Das bis heute existierende Ausflugslokal befindet sich direkt an der Seine, die im Hintergrund zu erkennen ist. Im Bild links vom Tisch sitzt die spätere Ehefrau von Renoir. Zwei der jungen Männer sind in einer für die damalige Zeit bei Bootssportlern üblichen Kleidung dargestellt. Interessant ist, dass trotz der Lebendigkeit der dargestellten Gruppe auch ein kleines Stillleben in das Bild integriert ist.

Das Gemälde gehört zu den Hauptwerken des Künstlers und ist in seiner Malweise und Farbigkeit ein typisches Beispiel für die Malerei des Impressionismus. Das Original beeindruckt auch durch sein beachtliches Format (130 x 173 cm). Es ist das Prunkstück der kleinen privaten „Phillips Collection“ in Washington, D.C., abseits der zentralen Museums-Meile.

Reinhard erinnert sich: „2016 hatte ich Gelegenheit, das Original dort zu sehen, im Anschluss an eine Wahlbeobachtung in den USA. Mit seiner ausgestrahlten Lebensfreude und Lockerheit empfand ich es als sehr wohltuenden, erleichternden Kontrast zu der Schockstarre, die ich unmittelbar davor im Washingtoner Regierungsviertel gespürt hatte, so kurz nach dem unerwarteten Wahlsieg von Donald Trump. Manchmal können Bilder auch ein bisschen Lebenshilfe sein.“

Ausgewählt und kommentiert von Erik und Reinhard