Dieses Bild ist eines meiner Lieblingsbilder. Ich hatte es schon mal in unserer Kantine ausgehängt.

Es hat mir sofort gefallen, als ich es vor einigen Jahren in einer Ausstellung in Chemmnitz sah: Neben der expressiven Farbigkeit und den faszinierenden Lichtreflexionen vor allem die ausgestrahlte Kraft, Dynamik und Rhythmus. Also das, was für mich den Reiz des Rudersports ausmacht. Bootstechnische Details wie Rollsitze sind kaum erkennbar, aber man spürt förmlich das Federn der hölzernen Ruder und die Beherrschung des Bootes trotz des aufgewühlten Wassers.
 
Natalija Gontscharowa malte das Bild 1912 in Rußland im Stil des Rayonismus (französisch rayon: Lichtstrahl), manchmal auch Lutschismus genannt (russisch lutsch: Strahl). Dieser war eine kurzzeitige Stilrichtung der russischen Avantgarde. Er wird beschrieben z.B. als „bewegtes Licht“ oder „Farbstrahl-Kompositionen“. Ein zentrales Element dieser Malweise sind reflektierte oder durch Prismen gebrochene Lichtstrahlen. Daher auch die Bezeichnung.
 
Anfang Januar bin ich dem Bild erneut begegnet – in der wunderbaren Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ im Potsdamer Barberini-Museum. Vielleicht waren ja auch einige von Euch dort?
 
Reinhard

Veröffentlicht im Vereinsheft “RuderEnergie” 1/2022, S. 20